Starke Gegensätze machen den Industrial Style zu einem beliebten Wohnstil. Möbelstücke und Accessoires, die vor vielen Jahren in Fabriken und Werkstätten ihr Zuhause hatten, ziehen heute ganz selbstverständlich in unsere Wohnzimmer ein. Vom Shabby-Look bis hin zu moderner Eleganz sind den Einrichtungsideen mit Industriemöbeln (fast) keine Grenzen gesetzt.
Alt bleibt Alt: Der Industrial-Look besticht durch Ursprünglichkeit
Metallschränke, Holzpaletten und Industrieleuchten sind aus vielen Wohnräumen nicht mehr wegzudenken. Wurden Wohnzimmer-, Schlafzimmer- und Küchenmöbel eine Zeit lang immer moderner, glatter und futuristischer, blicken wir seit einigen Jahren lieber zurück auf alte Zeiten und bereichern unsere vier Wände wieder mit Möbeln und Accessoires, die Ecken und Kanten haben.
Zwischen Selbstverwirklichung und digitaler Moderne könnten die Industriemöbel wie ein Fremdkörper wirken, und passen sich in ihrer Andersartigkeit doch in unser modernes Leben ein, als wären sie dafür gemacht. Kühle Materialien wie Metall, Glas und lackierte Oberflächen gehören ebenso zum Industrial Style wie altes Holz, dem man seine Jahre ansieht. Kleine Macken sind aber kein Makel, sondern machen die Möbel des Industrial Looks erst einzigartig.
Die Ursprünge des Industrial Style
Sitzmöbel, Lampen und zu Einrichtungsgegenständen umfunktionierte Arbeitsgeräte sind es, die den Industrial Look ausmachen. Als die Industrie an der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert aufblühte und die Fabriken zum vorrangigen Arbeitsort der Menschen in den Städten wurden, musste die Einrichtung vor allem funktional sein. Unzerstörbarer Stahl, Lampen aus Metall und raues, unbehandeltes Holz bildeten den Stoff, aus dem damalige, moderne Einrichtungsträume gemacht sind.
Ein absoluter Klassiker des Industriedesigns entstand beispielsweise durch die Idee, ein für den Autobau gedachtes Bauteil einmal anders zu verwenden: In den 1930er Jahren erfand ein britischer Industrie-Ingenieur Federn, die sich in alle Richtungen drehen lassen – dieser Idee verdanken wir einen Klassiker unter den Schreibtischleuchten, die zunächst als flexible Arbeitsleuchte eingesetzt wurde: die Anglepoise 1227.
Moderne Interpretationen des Industrial Chic basieren auf den Materialien und Formen, die in den Fabriken des frühen 20. Jahrhunderts verwendet wurden. In der Verbindung mit modernen Arbeitstechniken, Trendfarben und Effektmöglichkeiten entstehen moderne Varianten der alten, industriellen Möbelstücke und Accessoires, die in modernen Wohnungen ein neues Zuhause finden.
Der industrielle Look und seine vielen Kombinationsmöglichkeiten
Industriemöbel sind in der Regel immer funktional. Von der abgeblätterten Holz- oder Metallkommode über Arbeitsleuchten, die heute Designklassiker sind, bis hin zu verrosteten Wohnaccessoires lassen sich die Einrichtungsgegenstände des Industrial Styles vielseitig kombinieren:
Industrie meets Farbe:
Die vorherrschenden Farben von Industriemöbeln und -accessoires sind eher dunkel gehalten oder metallisch. Abgeblätterte Lackoberflächen offenbaren Reste darunterliegender Farbschichten oder blanken Stahl und Holz. Sessel, Kissen und Accessoires in starken Farben wie Blau, Grün oder der aktuellen Trendfarbe Rot bilden einen lebhaften Kontrast zu der kühlen Optik der Vintage-Möbel.
Hart und weich, kühl und warm:
Das Industrial Design lebt von Kontrasten. Nicht nur Farben, auch die Materialien verlangen nach einem gegensätzlichen Partner, um ihre Einzigartigkeit ganz ausspielen zu können. Wenn harter, kühler Stahl auf weiche Teppiche, leichte Vorhänge und warmes Holz trifft, entsteht eine Synergie, die minimalistisch und doch wohnlich ist.
Industrielle Eleganz:
In der Kombination mit Glas wird die Einrichtung im Industrial Style elegant. Ersetzen Sie beispielsweise die Holzoberfläche eines Couchtischs aus Stahl durch eine geschwärzte Glasplatte, oder legen Sie transparentes Glas auf einen Arbeitstisch. Das fragile Glas bildet einen äußerst anziehenden Gegensatz zum robusten Unterbau, und als Esstisch wird ein solcher Arbeitstisch mit einem Mix von Stühlen aus unterschiedlichen Design-Epochen zum absoluten Hingucker in Ihrer Küche oder dem Esszimmer. Schlichte, minimalistische Deko in Schwarz, Weiß oder Metalloptik ergänzt den Industrial Chic optimal.
Einrichtungsstile im Industrial Design
Vor allem in Altbauwohnungen mit hohen Decken und in Industrielofts wird der Industrial Style schon seit langem gelebt. Als man begann, alte Industrieanlagen und Fabriken in Wohnraum umzuwandeln, lag es nahe, Teile der industriellen Einrichtung zu behalten und für Wohnzwecke nutzbar zu machen. Unverputzte Ziegelwände, Industrielampen aus Metall und Stahlgeländer bildeten einen interessanten Kontrast zu den modernen Möbeln und lösten den Trend des minimalistischen Industrial Styles aus. Längst hat der Trend die Türschwelle der Industrielofts überschritten und Einzug in sämtliche Wohnformen gehalten. Wir verraten Ihnen, mit welchen Trends sich das Industrial Wohndesign am besten versteht und wie Sie auch eine normal geschnittene Wohnung industriell einrichten können.
Der Industrial Loft-Style:
Im ursprünglichen Wortsinn sind Lofts Wohnungen in ehemaligen Fabrik- und Industriegebäuden und zeichnen sich durch offene Grundrisse, große Fenster und andere architektonische Besonderheiten wie beispielsweise freiliegende Stahlträger aus. Heute werden auch moderne Wohnungen, die lichtdurchflutet sind, wenig Innenwände haben und hoch über der Stadt liegen, als Loft bezeichnet. Der typische Einrichtungsstil eines Lofts lässt sich aber auch in klassische Wohnungen bringen. Je offener der Grundriss gestaltet ist, desto einfacher ist es, die Weite des Raums zu betonen und einen industriellen Look zu schaffen. Leichte Vorhänge lassen viel Licht herein, ein heller Holzboden mit Teppichinseln sorgt für Wohnlichkeit. Schlichte Farben wie Weiß, Grau und Schwarz, aber auch Holz in Kombination mit Stahl oder Metall eignen sich ideal, um den Industrial Loft-Style in den eigenen vier Wänden zu leben.
Industriell und Skandinavisch:
In seiner minimalistischen Ausrichtung kommt der Industrial Style auch der skandinavischen Einrichtung sehr nahe. Glattes Holz, helle Farben und leichte Stoffe bilden das Herzstück des nordeuropäischen Wohnstils, der sich auch hierzulande großer Beliebtheit erfreut. Die kühlen, klaren Formen von Möbelstücken und Accessoires werden mit flauschigen Teppichen, weichen Kissen und hellen Vorhangstoffen kombiniert. Accessoires und Lampen im Industrial Look zeigen einen einzigartigen Kontrast zu der schlichten Linienführung der skandinavischen Möbel, die häufig mit grafisch gemusterten Teppichen kombiniert werden: Zwei eigentlich gegensätzliche Partner, die in der Praxis bestens miteinander auskommen.
So holen Sie den Industrial Look in Ihre eigenen vier Wände
Um der Wohnung einen Hauch Industrieflair zu verleihen, braucht es gar nicht viel. Auch mit kleinen Veränderungen und einem geringen Budget können Sie den Industrial Style in Ihre Wohnräume einfließen lassen.
Die beste Voraussetzung, damit Möbel und Accessoires im Industriedesign zur Geltung kommen, ist eine schlichte oder minimalistische Einrichtung. Neutrale Farben und Möbel mit klaren, schnörkellosen Linien bilden den perfekten Rahmen für einzelne Hingucker im Industrial Look. Ersetzen Sie beispielsweise Ihre Küchenlampe über dem Esstisch durch mehrere Industrie-Hängeleuchten, oder bewahren Sie Ihr Geschirr anstelle der Landhausanrichte in einem Sideboard aus Metall auf – schon erhält Ihre Küche einen eigenen industriellen Charme.
Mit Lampen, ausgewählten Wohnaccessoires und Kleinmöbeln im industriellen Look erreichen Sie mit wenig Aufwand eine große Wirkung – solange Sie die Bühne dem Industrial Design überlassen und die Wohnung nicht mit anderen Dekostilen überfrachten.
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