Schon seit langer Zeit geistert der Begriff des Minimalismus durch die Gesellschaft: „Weniger ist mehr“ ist das Credo all derjenigen, die ihr Leben entrümpeln, um ihm einen reduzierten, nachhaltigen Sinn zu geben. Dazu gehört natürlich auch die Einrichtung der eigenen vier Wände. Für viele (nicht nur angehende) Minimalisten ist die Wohnung das erste und wichtigste Projekt, wenn es darum geht, den eigenen Lebensstil auf die wichtigsten Dinge zu reduzieren.
Minimalistisch Einrichten bedeutet all die Dinge und Möbel zu entsorgen, die nicht wirklich benötigt werden, nur im Weg stehen und überhaupt nie oder selten genutzt werden. Minimalistisch Wohnen bedeutet aber auch, sich schon im Einrichtungsstil auf die Gegenstände zu konzentrieren, die wirklich von Bedeutung für einen selbst sind – vom ganz konkreten Möbelstück oder Wohnaccessoire bis hin zur Verwendung einzelner Räume.
Der Minimalismus als neue Lebensphilosophie
In den vergangenen Jahrzehnten stand vor allem der Konsum im Vordergrund. Mehr zu kaufen und mehr zu besitzen schien das Ziel sämtlicher Gesellschaftsschichten zu sein. Heute dagegen wenden sich immer mehr Menschen dem Minimalismus zu und versuchen ihr überfülltes Leben auf weniger Besitz zu reduzieren. Sicherlich ist auch der stressige Alltag, die riesige Informationsflut und die generelle Schnellebigkeit von allem um uns herum ein Grund, weshalb wir in unserem Zuhause auf schlichte Eleganz und strukturierte Ordnung bauen möchten. Der Gedanke hinter dem minimalistischen Einrichten ist jedoch keineswegs neu – Verzicht wird in Klöstern sowie ähnlichen Einrichtungen, aber auch in Kunst, Musik und Architektur schon lange gelebt und erreicht nun mehr und mehr die breite Gesellschaft.
Hinter dem minimalistischen Wohnen steht eine Lebensphilosophie, die sowohl unser physisches Lebensumfeld als auch unsere seelische Einstellung gegenüber dem Leben und unseren Besitztümern neu gestaltet. Im Kern geht es darum, unnötigen Ballast abzuwerfen und das Leben auf das Wesentliche zu reduzieren. Minimalisten besitzen lieber weniger, dafür aber ausgewählte Dinge von persönlicher Bedeutung – ein vollgerümpeltes Leben dagegen steht für Ablenkung, Fremdbestimmung und negativen Stress. Wer der minimalistischen Lebensphilosophie etwas abgewinnen kann, beginnt unweigerlich damit, über Konsum und seine Besitztümer nachzudenken.
Damit einher geht auch die Sehnsucht nach Freiheit: Indem man sich von Besitztümern befreit und Ballast abwirft, lässt sich neues Potenzial schaffen. Wenn es weniger gibt, um das man sich kümmern muss, kann man auf einmal freier atmen, sich Zeit nehmen und eine neue, minimalistische Freude am Leben empfinden. Um diese neue Lebenseinstellung zu verinnerlichen, beginnen viele vorerst damit, Ihr Zuhause nach den Regeln des Minimalismus zu gestalten.
Das heißt natürlich nicht, dass Sie Ihren Besitz auf 20 oder 30 Gegenstände reduzieren und den Rest entsorgen sollen. Vielmehr kann der Minimalismus als ein Versuch gesehen werden, sich den Wert von Besitz und Verzicht zu vergegenwärtigen und das eigene Wertesystem im Alltag umzusetzen.
- Minimalismus ist im Grunde nicht neu, sondern fußt auf einem sehr alten Wertebegriff des Verzichts
- Minimalisten richten ihr Leben auf die wesentlichen Dinge aus und behalten nur das, was sie wirklich benötigen und schön finden
- Minimalismus steht für weniger, aber sorgfältig ausgewählte Besitztümer und ein damit einhergehendes Freiheitsgefühl
Wie spiegelt sich der Minimalismus in unserer Einrichtung wider?
Sinnbild für das überfüllte Leben ist bei vielen Menschen die Wohnung oder das Haus, in dem sie leben. Über viele Jahre angehäufte Besitztümer, Kleidung und Erinnerungsstücke verstauben in dunklen Ecken. Angeschaut oder genutzt werden sie selten bis gar nicht mehr.
Den Gedanken des Minimalismus auf die Einrichtung zu übertragen bedeutet, neuen Platz im Lebensumfeld zu schaffen und sowohl Möbel als auch Dekorationen und Wohnaccessoires bewusst auszuwählen und miteinander zu kombinieren. Denn auch im Einrichtungsdesign ist weniger oft mehr: Wohnaccessoires kommen ebenso wie Möbel viel besser zur Geltung, wenn nicht noch drei andere derselben Sorte danebenstehen.
Minimalistisch einrichten – wie geht das?
Eine minimalistische oder puristische Einrichtung verfolgt mehrere Ziele auf einmal: Sie sollte reduziert und funktional sein und jedem Objekt im Raum eine Funktion oder eine Berechtigung zuweisen. Gleichzeitig sollte sie aber auch einladend wirken und Gemütlichkeit ausstrahlen. Für die meisten Menschen ist es wichtig, nach einem stressigen Tag in eine heimelige und vertraute Atmosphäre heimzukehren. Fälschlicherweise wird der Minimalismus aber häufig mit einer unpersönlichen, kühlen Einrichtung assoziiert. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Minimalistisch wohnen lässt sich in schier jedem Einrichtungsstil praktizieren – vom skandinavischen Landhausstil über den exotischen Kolonialstil und dem asiatischen Wohntrend Wabi-Sabi bis hin zum Industrial Style.
Die Merkmale einer minimalistische Einrichtung zusammengefasst:
- Reduktion auf das Wesentliche
- Funktionalität alles Objekte
- Einladende Gemütlichkeit
Die Kunst besteht darin, die richtigen Möbel und Accessoires auszuwählen und den Mut zu haben, auf alles andere zu verzichten. Und obwohl Verzicht und Reduktion wichtige Schlagwörter in der minimalistischen Einrichtung sind, heißt das keineswegs, dass minimalistisch gestaltete Räume leer wirken – vielmehr schafft die bewusste Zusammenstellung funktionaler Möbel und harmonierender Farben sowie Stoffe neuen Raum.
Was sind eigentlich minimalistische Möbel?
Minimalistisches Wohnen wird häufig mit Wohnen im Loft assoziiert, wo viel Platz zur Verfügung steht, um einzelne Möbelstücke wirkungsvoll in Szene zu setzen. Doch auch in kleinen Räumen funktioniert eine reduzierte Einrichtung optimal. Das Geheimnis einer jeden minimalistischen Einrichtung sind Möbel, die in sich selbst bereits minimalistisch sind. Klare Linien und helle, freundliche Farben bilden in dieser Einrichtung den Mittelpunkt – mit ihrer Form sorgen minimalistische Möbel für eine klare Definition des Raums, während die Farben ihn aufhellen und einladend wirken.
Auf wuchtige Formen, plüschige Polster und unnötigen Zierrat wird in der Regel komplett verzichtet. Typische Beispiele für minimalistische Möbel sind schlanke Sofas auf verlängerten Holz- oder Stahlfüßen, reduzierte Sitzschalen mit geometrischen Füßen sowie Regalsysteme, die auf nicht benötigte Wände verzichten. Dabei bedienen sich die Möbel in erster Linie einer ebenfalls reduzierten Farbwelt, die aus Weiß, Schwarz, Grau und Beige besteht, häufig in Kombination mit naturbelassenem Holz. Wenn farbliche Akzente im minimalistischem Innendesign gewünscht sind, gilt die strenge Regel, dass nur ein farbiges Higlight pro Raum gesetzt werden sollte.
Auch Küchenideen sind in den aktuellen Wohntrends häufig minimalistisch. Bewusst ausgewählte und aufeinander abgestimmte Schränke, Tisch und Sitzmöbel bestimmen das puristische Küchendesign. Typisch dafür sind beispielsweise helle Fronten ohne sichtbare Griffe, ein schlichter Tisch und passende Stühle in derselben Farbe.
Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, Ihr Zuhause einer Generalüberholung zu unterziehen und mit weniger auszukommen, sollten Sie bei den Möbeln anfangen. Sie können entweder Ihre vorhandenen Möbel einem kritischen Blick unterziehen und aussortieren, was Sie nicht mehr brauchen – oder Sie wählen neue Möbelstücke im minimalistischen Design aus. Eine Kombination bereits vorhandener Möbel mit einigen neuen Stücken ist natürlich ebenso denkbar.
Minimalistische Möbel zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
- klare Linien
- glatte Oberflächen
- schlichte Formen
- zurückhaltende Farben (Weiß, Grau & Schwarz)
- erhöhte & schlanke Füße/Beine
- Funktionalität
Wie lässt sich der minimalistische Einrichtungsstil aufrechterhalten?
Minimalismus besteht in der Kunst des Weglassens. Dieses Prinzip beeinflusst maßgeblich auch das minimalistische Einrichten. Doch es fällt gar nicht so leicht, auf vertraute Dinge zu verzichten und eine bewusste Leere herbeizuführen. Vor allem freie Böden und leere Oberflächen sind aber ein wichtiges Stilmerkmal der minimalistischen Einrichtung.
Unser Tipp: Lassen Sie Teppichinseln, Beistelltische und Deko-Elemente auf Kommoden und Tischen für einen zuvor festgelegten Zeitraum weg. Sie müssen ja nicht gleich alles endgültig entsorgen, sondern können es zwischenlagern. Wenn Sie die Leere im Raum genießen, genügt es, ein bewusst ausgewähltes Accessoire oder einen Teppich gezielt zu platzieren und so dessen Wirkung zu verstärken. Und was Sie dann tatsächlich nicht mehr brauchen, können Sie verkaufen, verschenken oder entsorgen.
Passend zur Saison oder nach persönlichem Geschmack kann insbesondere die Deko regelmäßig ausgetauscht werden. Wichtig dabei ist, alles andere wegzunehmen und einzulagern, um nicht eine neuerliche Überfrachtung herbeizuführen. Das kostet am Anfang Überwindung, kann im längeren Verlauf aber eine deutliche Steigerung der Wohn-und Lebensqualität nach sich ziehen.
10 Tipps für die Umsetzung des minimalistischen Einrichtungstils
- Weniger ist mehr: Setzen Sie sowohl Möbel als auch Farben und Wohnaccessoires bewusst ein.
- Bevor Sie etwas Neues kaufen: Fragen Sie sich, ob es zu Ihrer Einrichtung passt und ob Sie es wirklich brauchen.
- Wählen Sie Möbel und Deko-Objekte in zurückhaltenden Farben, schlichten Formen und klaren Linien aus.
- Schaffen Sie eine reduzierte Farbwelt und setzen Sie gezielt einen Akzent in einer passenden Farbe, etwa der Trendfarbe „Greenery“ oder in Ihrer Lieblingsfarbe.
- Auch wenn es am Anfang schwerfällt: Lassen Sie bewusst Dinge weg, beispielsweise lange nicht mehr benutzte Möbel oder Wohnaccessoires, die keine besondere Bedeutung für Sie haben.
- Lassen Sie Böden und Oberflächen frei.
- Verzichten Sie auf zu viele Bilder oder Poster an den Wänden. Leere Wände lenken den Blick auf wenige, ausgewählte Werke und Leuchten.
- Weisen Sie jedem Gegenstand einen festen Platz zu: So finden Sie alles, was Sie brauchen, schnell wieder und kommen nicht in Verlegenheit, ständig umzudekorieren.
- Lagern Sie Objekte, von denen Sie nicht wissen, ob Sie sie brauchen, ein. Was Sie nach einem Jahr nicht wieder herausgeholt haben, kann in der Regel entsorgt, verkauft oder verschenkt werden.
- Geben Sie der Einrichtung eine persönliche Note: Ein farbiger Akzent in Ihrer Lieblingsfarbe und ausgewählte Erinnerungsstücke vom letzten Urlaub verleihen Ihrer Wohnung ein individuelles Ambiente.
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